Grausam




— Da fällt der Blitz —

Sie hören’s nicht, sie sehen’s nicht,
Es flammet die Stube wie lauter Licht.
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
Vom Strahl mit einander getroffen sind.
Vier Leben endet ein Schlag,  —
– Und morgen ist’s Feiertag.

Gustav Schwab

Johanniswürmchen



In einer warmen Sommernacht flog ein Johanniswürmchen zwischen einer Hecke von wilden Rosen umher. Voll Eitelkeit auf seine Schönheit ließ es seinen Schimmer weithin leuchten und sprach:

„Wie göttlich schön bin ich; mein Glanzswetteifert mit dem Lichte der Sterne! Ja, ich bin das schönste Geschöpf auf der Erde!"

Als das verblendete Tier so seine Vorzüge rühmte, kam eine Nachtigall, welche es von ferne erblickt hatte, herbei. erhaschte und verschlang es.

Eitelkeit verbirgt die Realität des Lebens.

Es flog vorbei . . . .



Über die Heide

Über die Heide hallet mein Schritt;
Dumpf aus der Erde wandert es mit.

Herbst ist gekommen, Frühling ist weit —
Gab es denn einmal selige Zeit?

Brauende Nebel geisten umher;
Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.

Wär‘ ich hier nur nicht gegangen im Mai!
Leben und Liebe, — wie flog es vorbei!

Hans Theodor Woldsen Storm

Zu schnell die Zeit vergeht !

Schlichte Worte




Inschrift an Ernst Moritz Arndts Grab zur Erinnerung an seinen ertrunkenen Sohn — Alter Friedhof Bonn

Gute Nacht, ihr, meine Freund‘,
Alle meine Lieben,
Alle, die ihr um mich weint,
Laßt euch nicht betrüben
Diesen Absteig, den ich thu‘
In die Erde nieder —
Seht! die Sonne geht zur Ruh‘,
Kommt doch morgen wieder.

Ernst Moritz Arndt zu Schoritz

Schiffsjungenlied



( Im Danziger Volksdialekt )

Behaune Reis, Schepper Hartwich!
Meister Zielke, sin Fahrtig
Hewt enmal ene Reis gedahn
Ahne Mast on ahne Fahn,
Ahne Seil on ahne Stier,
Hewt de Diewelsohn Schepp gesehn
. . . . Hurrah! hurrah!

Immer dasselbe wiederholt, am Schlusse Sturmlaufen auf dem Schiffe.

Danzig Schiffe


Glückliche Reise, Schiffer Hartwig!
Meister Zielke, sein Fahrzeug
Hat einmal eine Reise getan,
Ohne Mast und ohne Fahn,
Ohne Segel und ohne Steuer;
Hat der Teufel solch ein Schiff gesehn?
. . . Hurrah! hurrah!

Vaterländisches Archiv für Wissenschaft — 1842

Hummel, Hummel!


 … und weiter … antwortete Hans ..

Mors … Mors …

Der Hamburger Gruß „Hummel, Hummel – Mors, Mors“ ist ein traditioneller, in Hamburg entstandener Ausspruch oder Ausruf, bei der eine Person eine zweite mit „Hummel, Hummel“ anspricht, die darauf „Mors, Mors“ erwidert. Es handelt sich dabei weniger um eine in Hamburg übliche Grußformel, sondern wird eher als Erkennungszeichen und Schlachtruf von Hamburgern verwendet.

Im Nebel


Da bist du allein.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Hermann Hesse

Sagt er . . . . .



In Berlin, sagt er,
Wohnt sich’s fein, sagt er,
Ja, da kannste, sagt er,
Selig sein, sagt er,
Schlafe fort, sagt er,
Träume süß, sagt er,
’s Paradies !

Kladderadatsch – April 1928

Können wir nach neunzig Jahre später das sagen?

Braunschweigische Anzeigen



Interessante Blätter zum Lesen . . . .

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Braunschweigische Anzeigen – 1758

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