Mäßigung



               Trink‘, aber sauf nicht!
               Red‘, aber rauf nicht!

. . . der Teufel tut beides

Fragen


Wir alle haben neugierige Blicke, nicht wahr?

In diesem Jahr werden wir viele Fragen haben.

Wenn du da oben nicht lesen kannst ….
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Fastabend



. . .  aus Bärwalde, Kreis Neustettin, Pommern.

  Am letzten Abend des alten Jahres muss man einen ‚Knurrent‘ (das Wurzelstiick eines Baumes) ins Feuer legen. Brennt er die ganze Nacht bis zum Neujahrsmorgen, so hat man Glück im neuen Jahr. — In der Neujahrsnacht muss man sein Geld unter die Lampe legen, dann hat man Geld im ganzen neuen Jahr. — Zu Neujahr werden oben auf dem Herd ‚Neujahrn‘ gebacken, ein rundes Gebäck in der Art unserer Schrippen. — Zu unartigen Kindern kommt Neujahr die Aschenmutter und streut ihnen Asche in die Augen. —

Am Fastabend gehen arme Kinder mit einem hölzernen Spiess in die Häuser und sagen:

          Hippel di pippel,
          Die Wurst hat zwei Zippel,
          Der Speck hat vier Ecken,
          Das lasst uns gut schmecken.

Zeitschrift des Vereins für Volkskunde -1903

Schifflein

Gezeichnet von Peter Fendi, in Kupfer gestochen von Benedetti

Ein Schifflein von Papier

Im Bache treibt, der Wellen Spiel,
Ein Schifflein von Papier;
Die Fahrt ist kurz, und nah das Ziel
Gesteckt vom Hafen hier.

Der Athem weht es leicht dahin,
Den eure Freude haucht,
Ihr Glücklichen, die ihr zum Zieh’n
Nicht Dampf, noch Pferde braucht!

Die Puppe wird, die drinnen liegt,
Im Nachen von Papier,
Von Wasserniren sanft gewiegt,
Ein stiller Passagier.

O Kindeslust! – das Schiffchen fährt
Im Sonnenscheine stolz,
Als blieb es ewig unversehrt,
Als wär’s von Eichenholz.

Doch ach, wie bald – wie bald zerschellt.
Die leichtgebaute Wand!
Dort wird sie brechen, – rasch zerfällt
Des Spieles schöner Tand!

Der Bach, der euch noch Lust gewährt,
Verschlingt des Schiffs Papier;
Unrettbar in die Tiefe fährt
Der stille Passagier.

Und eh‘ ihr’s glaubet, springt euch jäh
Ein Thränensäckchen auf;
Salzwasser nimmt von Schmerz und Weh
Der Bach in seinen Lauf.

O möge euer Lebensschiff,
Worin ihr selber sitzt,
Gesichert sein vor Sturm und Riff,
Vor Noth und Bruch geschützt!

Ein Engel sei der Steuermann,
Der euch durch’s Leben schifft,
Der überall die rechte Bahn
Als sichrer Lootse trifft.

Der euch an schöne Ufer bringt,
Wo Glück und Friede wohnt,
Wohin des Lebens Leid nicht dringt,
Das sonst kein Herz verschont.

Der euch, o Kinder, nie verläßt,
Auf langer, froher Fahrt! –
Er halte so das Steuer fest,
Wie eurer Gegenwart! – –

Karl Adam Kaltenbrunner

M Auers
Faust – Poligrafisch-illustrirte Zeitschrift – 1857

 

Schlaraffenland



„Das Märchen vom Schlaraffenland“ [2016] -MDR -Eins

Kommt, wir wollen uns begeben
jetzo ins Schlaraffenland
seht da ist ein lustig Leben
und das Trauern unbekannt
seht da lässt sich billig zechen
und umsonst recht lustig sein
Milch und Honig fließt in Bächen,
aus den Felsen quillt der Wein

Alle Speisen gut geraten,
und das Finden fällt nicht schwer
Gäns und Enten gehen gebraten
überall im Land umher
Mit dem Messer auf dem Rücken
läuft gebraten jedes Schwein
Oh wie ist es zum entzücken,
Ei, wer möchte dort nicht sein.

Und von Kuchen, Butterwecken,
sind die Zweige voll und schwer
Feigen wachsen in den Hecken,
Ananas im Busch umher
Keiner darf sich mühen und bücken,
alles stellt von selbst sich ein
Oh, wie ist es zum entzücken,
Ei, wer möchte dort nicht sein

Und die Straßen allerorten,
jeder Weg und jede Bahn
sind gebaut aus Zuckertorten,
und Bonbons und Marzipan
Und von Brezeln sind die Brücken,
aufgeführt gar hübsch und fein
Oh, wie ist es zum entzücken,
Ei, wer möchte dort nicht sein

Ja, das mag ein schönes Leben,
und ein herrlich Ländchen sein
Mancher hat sich hinbegeben,
aber keiner kam hinein
ja, und habt ihr keine Flügel,
nie gelangt ihr bis ans Tor
denn es liegt ein breiter Hügel
ganz von Pflaumenmus davr. 

Hoffmann von Fallersleben Gedichte – Vom Schlaraffenland