Der Mann tritt ein und spricht :
Gott grüß‘ euch all‘, ihr Biederleute !
Berarget mir’s nicht, wenn ich heute
Zu euch herein komm‘, darum ich bitt‘.
Es ist fürwahr ohn‘ Ursach‘ nit,
Denn ich hatt‘ Nachts einen schweren Traum,
Den ich euch könnt‘ erzählen kaum,
Dächt‘ ich nicht, daß hier wär‘ zugegen
Jemand, der mir ihn könnt‘ auslegen,
Daß mir am besten würd‘ beschieden,
Wie wiederum ich käm‘ zum Frieden.
Bis dahin kann ich nicht fröhlich werden,
Mit Worten nicht, nicht mit Geberden.
Das Weib kommt und spricht:
Ach, lieber Mann, was machst du hier?
Bergebens sucht‘ ich lang‘ nach dir.
Erzähl‘ mir, was die Ursach‘ ist,
Weshalb du also traurig bist.
Sprich, sicht dich irgend etwas an,
Hat jemand Schaden dir gethan?
Sag‘ mirs, ich helf‘, so viel ich mag,
Weil alles Leid ich mit dir trag‘,
Wie ich denn hab‘ gethan bisher.
Der Mann spricht:
Ich hatte einen Traum gar schwer,
Der hat mich also stark entsetzt.
Das Weib spricht:
Herzlieber Mann, wovon du red’st,
Das peinigt mich schier alle Nacht,
Daß ich oft heimlich nachgedacht,
Wovon solch schwere Träume kommen,
Die ich so vielfach eingenommen,
Und allermeist, mein Mann, von dir.
Der Mann spricht:
So träumte heute Nacht erst mir,
Wie du, mein liebes Weib, fürwahr
Mir kratztest aus mein Angenpaar.
Als ich erwacht‘, ich gleich um das
Auf dich warf heimlich einen Haß;
Drum fragt‘ ich hier die Biederleute.
Was dieser böse Tranm bedeute;
Deshalb ich so mißmuthig bin.
Das Weib spricht:
Herzlieber Mann, laß es sinken hin
Und kränk‘ dich nicht; sei sorgeufrei,
Ein Traum ist nichts denn Phantasei
Und kommet so von ungefähr.
Mir hat auch oft geträumet schwer,
Daß du mir dies und das gethan;
Doch hat mich nichts gefochten an,
Hab‘ stets dir Gutes zugetraut
Und nie anf einen Traum gebaut;
Drum thu‘ auch du des Traums vergessen.
Komm‘ heim und laß uns Suppe essen,
Es muß jetzt beinah‘ drei Uhr sein.
Der Mann spricht:
Lieb Weiblein, durch die Worte dein
Hat sich verringert mein Mißmuth;
Ich denk‘ von dir in allem gut,
Nichts Arges hast du mir erwiesen.
Deß sollst du auch bei mir genießen;
Und wie wir haben dreißig Jahr
Gelebt in Freuden offenbar,
Daß eines nie ein böses Wort
Dem andern gab an keinem Ort,
Also woll’n wir’s, so Gott will, treiben,
Dieweil wir leben einig bleiben,
Wie fromme Eheleute sollen.
Das Weib spricht:
Jawol, herzlieber Mann, wir wollen,
So Gott will, leben in Einigkeit.
Komm‘ zu der Suppe, es ist Zeit.
—– Sie gehen beide ab.
Der Teufel kommt und spricht:
Ich bin der Geist, der die Zwietracht
Zwischen frommen Eheleuten macht;
So hab‘ ich sie auch diesem Paar
Wohl eingeblasen dreißig Jahr
Durch Traumgesichte in der Stillen
Und sie gereizt zum Widerwillen,
Mit Lug und Trug umgaukelt sie,
Und konnt‘ sie doch bewegen nie
Und nimmer zu Zwietracht und Zank;
Deß bin ich schier vor Aerger krank.
O daß ich doch jemanden fänd‘,
Der sie zwieträchtig machen könnt‘,
Er sollte guten Lohn empfahn.
Das alte Wcib kommt, lauscht seinen Worten und spricht
Ich bin’s, die diese Kunst wohl kann;
Ich mach‘ durch List und böse Ränke
Bei den Eheleuten ein Gezänke —
Sei’n sie so einig, wie sie wollen, —
Daß sie einander schlagen sollen
Noch heute bei dem Schein der Sonnen.
Der Teufel spricht:
Vollbringst du das, hast du gewonnen.
Das alte Weib spricht:
Was?
Der Teufel spricht:
Daß ich dann dein Freund will sein.
Das alte Weib spricht:
Ei nun, bin ich doch jetzt schon dein!
Doch was willst du mir schenken mehr?
Der Teufel spricht:
Ein schön Geschenk ich dir verehr‘,
Ein Paar ganz schöner neuer Schuh‘.
Darum versuch‘ die Sache du
Und brauche alle List und Tück‘.
Ich fahr‘ dahin und wünsch‘ dir Glück.
—– Der Teufel fährt hinaus.
Das Weib kommt, die alte Hexe spricht:
Woher, herzliebe Nachbarin?
Mit Euch ich gleich betrübet bin;
Ei, ei, wer trauet einem Mann?
Das Weib, spricht:
Ei, liebe Nachbarin, sagt an,
Warum betrübt Ihr Euch um mich?
Die alte Unholdin spricht:
Ei, wißt Ihr’s nicht, so schweig‘ auch ich;
Ihr solltet’s selber wissen billeg.
Das Weib spricht:
Ach, Nachbarin, seid doch gutwillig,
Was wißt Ihr denn? Zeigt mir es an!
Die alte Hexe spricht:
Ach, wißt Ihr nicht, daß Euer Mann
An seine Gevatterin sich hängt,
Ihr jüngst sieben Thaler hat geschenkt
Als Beitrag zu der grünen Schaube?
Das Weib spricht:
Nein, nie und nimmer ich das glaube,
Ich weiß, ich hab‘ ’nen frommen Mann.
Die alte Zauberin spricht:
Den Schalk er wohl verbergen kann;
Es ist so, weiß es ganz genau,
Sah ihn ja, selber bei der Frau,
Ertappt‘ ihn selber ja bei ihr.
Da ich ins Horn wollt‘ stoßen schier,
Versprach er mir ein Geschenk zum Lohn,
Daß ich nichts sagen sollt‘ darvon.
Thu’s doch am besten Euch anzeigen;
Doch bitt‘ ich Euch, darvon zu schweigen,
Daß mir kein Unglück daraus komm‘.
Das Weib kratzt sich den Kopf und spricht:
Ach, ist mein Mann denn also fromm,
So schände Gott ihm Seel‘ und Leib !
Nun hat er an mir nicht ein Weib,
Nein — einen Teufel, so lang‘ ich lebe.
Daß Gott ihm die Franzosen ^) gebe !
Ich will heimgehn, den Schelmen suchen
Und ihm, weun ich ihn finde, fluchen,
Ihn einen Hurenjäger schelten,
Und sollt‘ ich’s mit dem Leben vergelten.
—–Das Weib läuft hinaus und schlägt die Thür ungestüm zu.
Die Alte redet mit sich selbst und spricht:
Halb ist das Feuer angeblasen:
Nun will ich weiter nicht nachlassen,
Bis auch die andre Hälfte brenne,
Daß ich die Schuh‘ gewinnen könne.
Der Mann tritt ein und spricht:
Schaut, Nachbarin, was thut Ihr hier?
Das alte Weib spricht:
Gut paßt’s, daß hier uns treffen wir:
Gern ich Euch längst was hinterbrachte,
Doch, daß Ihr’s übel nähmt, ich dachte.
Der Mann spricht:
Frau Nachbarin, sagt, was Ihr wollt,
In Arg Ihr’s nicht entgelten sollt.
Die alte Hure spricht:
Ach, Nachbar, ungern es geschicht,
Doch kann ich’s unterlassen nicht,
Muß Euch vielmehr getreulich warnen
Vor Eures Weibes Stricken und Garnen,
Deun diesen Plan hat sie im Sinn,
Sie woll‘ Euch heimlich richten hin.
Der Mann spricht:
O Nachbarin, das ist nicht wahr!
Ich hab‘ sie nun fast dreißig Jahr
Und hab‘ an ihr noch nicht gewahrt
Untreue irgend welcher Art;
Ich hab‘ em frommes Biederweib,
Vertrau‘ ihr Ehr‘ und Gut und Leib;
Drum schweigt nur still mit diesen Schwänken.
Die alte Vettermacherin spricht:
Nachbar, das thät ich mir schon denken,
Daß ich nicht Glauben sinden würd‘;
Doch mir zu schweigen nicht gebührt,
Weil Euer Weib um Hilf‘ und Rath
Mich selber angesuchet hat,
Wie man wol einen Mann vergifte.
Darum, daß sie nicht Unglück stifte,
Nehmt Euch gehörig nur in Acht.
Der Mann spricht:
Wer hätt‘ so Schlechtes wol gedacht
Von dem vermaledeiten Weib!
Ich will ihr darum ihren Leib
Gewaltig martern und zerbläuen,
Daß sie ihr Leben muß gereuen.
Potz Marter, was soll einer sagen!
Hat sie die Tück‘ bei sich getragen
Und sie verborgen ganz und gar?
Ietzt merk‘ ich, daß es sicher wahr.
Deun als sie jetzt vorüber schlich,
Da sah ganz tückisch sie auf mich,
Und aIs ich reden wollt‘ mit ihr,
Da schnurrt‘ sie trutzig weg von mir;
Ich merkte, sie war bös‘ auf mich.
Nun, ich bedank‘ mich inniglich,
Daß Ihr die Warnung mir gethan,
Und will’s vergelten, wo ich kann.
Ich will zu meiner Pest nun hin,
Das Fell ihr über die Ohren ziehn,
Verfiel ich auch darum dem Rade.
—– Der Mann geht hinaus und schlägt die Stubenthür ungestüm zu.
Die alte Hexe spricht:
Ich hoff‘, das Feuer zündet hier,
Daß ich verdien‘ die Schuhe mir.
Der Teufel kommt und spricht!
Du hast das Ding fürwahr heraus,
Wie brummt das Weib nun in dem Haus!
Lang‘ ich ihr zugehöret hab‘:
Sie läuft die Treppen auf und ab,
Schnurrt um im Hause voll Unruh‘
Und schlägt die Thüren heftig zu.
Da gibt’s heut‘ Abend harten Strauß,
Wenn kommt der Maun zurück nach Hans,
Denn ich sah ihn jetzt heimwärts laufen
Ganz blaß, darbei vor Zorne schnausen!
Ich muß den Kampf anschauen mir.
—– Er läuft fort.
Die Alte schreit ihm nach:
Gib mir den Lohn, nicht trau‘ ich dir!
Weun du mir jetzt gleich fährst hindann,
Ich dich zurück bald bringen kann.
Sie macht einen Kreis um sich herum und spricht:
Ich gebiete dir, du böser Geist,
Bei deinem Namen, wie du heißt,
Komm‘ bei dem Höllenfluch herzu
Und bring‘ mir die verdienten Schuh‘.
Zum ersten, zweiten, dritten Male,
Komm‘ und den Lohn mir ausbezahle!
Der Teufel kommt, trägt die Schuhe an einem geschälten Stabe über die Achsel und spricht:
Wie hast du mich, du alte Stute,
Gestört in meinem guten Muthe!
Die Eheleut‘ umher sich jagen
Mit Reißen, Zerren, Rausen, Schlagen,
Daß durch die Luft die Haare fliegen!
Sie wechseln ab im Untenliegen.
Wie thät sie ihren Maun zerkratzen,
Als hätten ihn frisirt die Katzen!
Zerkrallt hat sie ihn und zerrissen,
Darzu ein Ohr ihm abgebissen.
Wie hat sie ihm den Bart zerzaust!
Er hat sie mit dem Stock gelaust,
Daß sie am Leibe braun und blau.
Ich hoff‘, er läßt nicht von der Frau,
Daß sie dann auch von ihm nicht lasse;
Schon bluten beiden Mund und Nase.
Sobald der Lärm hat angehoben,
Zu Boden Bänk‘ und Stühle stoben,
Und ward solch ungestümer Strauß,
Daß darvon bebt‘ das ganze Haus.
Die Nachbarn kamen eilig an,
Weil früher solches sie nie sahn,
Und lugten durch die Stubenthür.
Ich stieß den Riegel heimlich für,
Damit sich niemand schlich herbei
Und brächt‘ zum Frieden diese zwei.
Als nun am besten war der Spaß,
Da bauntest du mich her; ach, laß
Mich wieder fahren hin behende,
Damit ich sehen kaun das Ende;
Ich will bald zu dir kommen wieder.
Die Alte spricht:
Leg‘ mir die Schuhe hier nur nieder
Und fahr‘ du hin zum lichten Galgen,
Der Teufel spricht:
Ich darf mich gar nicht mit dir balgen,
Du bist mir viel zu herb und böse;
Darum ich mich hier von dir löse.
Bleib‘ du in deinem Kreis allein,
Die Schuhe reich‘ ich dir hinein
An diesem langen Haselstabe,
Den ich vorhin geschälet habe,
Auf daß ich sicher sei vor dir.
Die alte Särentreidnin spricht:
Was schältest du den Stab vor mir?
Der Teufel spricht:
Weun ungeschält der Stab hier wär‘,
So könnt’st du kriechen zu mir her
Hindurch gar zwischen Holz und Rinden
Und fangen mich sodaun und binden,
Da solcher alter Weiber drei
Im Feld den Teusel singen frei.
Ich fürchte von dir Trug und List,
Weil tausendmal du ärger bist
Als ich, der Teusel aus der Hölle.
Darum ich billig dich bestelle
Zu meinem Spür- und Jagdhund schier.
Was dreißig Iahr mißlungen mir,
Zu stiften hier im Haus Zwietracht,
Hast du in einem Tag vollbracht,
Zum Zwist das fromme Paar gezwungen
Mit deiner gist’gen Lügenzungen.
Du alte Hex‘ und Zauberin.
Schon längst mußt‘ man dich schleppen hin
Zum Feuer, doch ich brauch‘ dich mehr:
Darum ich dir die Schuh‘ verehr‘;
Doch wirst du erst zur Höll‘ geladen,
So sollst du desto wärmer baden
Mit deines Gleichen, den Plappergrethen,
Die frommen Leuten übel reden,
Sie hinterrücks zum Streit anfachen,
Und sich daun aus dem Staube machen
Und auf dem Leim sie lassen kleben.
Nimm hin die Schuh‘, quittir‘ mir eben.
—– Er reicht ihr die Schuhe am Stabe in den Kreis und hält sich fluchtbereit.
Die Alle spricht:
Was hältst du die Schuhe so weit von mir ?
Der Teufel spricht:
Ich fürchte mich zu sehr vor dir;
Ich bin ein Teufel nur fürwahr,
Doch du bist eine ganze Schaar
Von Teufeln, die dir wohnen bei
Mit argen Listen allerlei;
Der Fisch im Meer, der Bogel im Flug
Unsicher sind vor deinem Trug.
Erlaube mir, daß ich wegfahre,
Mir stehn zu Berge alle Haare
Bor deinem gist’gen, bösen Maul.
Die Alte reißt ihm die Schuhe vom Stab, schlägt mit der Gabel auf ihn und schreit:
So wehr‘ dich mein und sei nicht faul!
Plautz, plautz, nimm hin, das geb‘ ich dir!
Kommst wieder, kriegst du mehr von mir!
—–Sie schlägt den Teufel zur Thür hinaus, beide laufen davon.
Der Mann tritt ein, zerkratzt, mit zerzaustem Haar und Bart und beschließt:
Seht zu, ihr wackern Biederleute,
Umsonst nicht hat geträumt mir heute,
Mein Weib hab‘ mir die Augen zerkratzt —
Sie ist auch wirklich auf mich geplatzt,
Wiewol der Traum nicht schuld daran.
Wo ist die alte Her‘, sagt an,
Daß ich sie thu‘ mit Füßen treten?
Sie hat mit ihren falschen Reden
Gemacht mein Weib abwendig mir,
Mich tüchtig angeschwärzt bei ihr,
Daß ich ein großer Buhler sei
Von mir erlogen, auch darbei
Gesagt, mein Weib woll‘ Gift mir geben;
Hat mich erzürnet auch darneben,
Daß ich und mein Weib, alle beide,
Entbrannten bald in Haß und Neide
Und uns einander schlugen heftig
Und bei den Haaren zogen kräftig;
Die Spuren sieht man mir wohl an,
Daß ich die Schlacht nicht läugnen kann.
Daß alles schaffte hier am Ort
Die Alte mit verlognem Wort.
Drum schaut mich an hier insgemein
Und laßt mich euch einen Spiegel sein
Sammt meiner frommen Ehefrauen
Und thut keinem bösen Maul vertrauen,
Das da verleumdet hinter’m Rücken
Durch Arglist und durch Schmeicheltücken,
Und thut ihm keinen Glauben geben;
Vielmehr erforschet wohl und eben,
Ob es erlogen oder wahr.
Niemand gleich ungestüm losfahr‘
Auf bloße Worte voller Grimm,
Daß nicht, wie uns, geschehe ihm
Und ihm zum Schaden Spott erwachs‘.
Eine gute Nacht wünscht euch Hans Sachs.