Das Heidelberger Faß



 . . . mit dem freundlichen Kellermeister.

 . . . Er gesegnete insgeheim die gottselige Stadt ob ihrer sonderlichen Gastfreundlichkeit, und den wackeren Kellermeister, der go geruhig that, was feines Amtes war. Ohne Säumen gehorchte er, nahm sein Ränzlein vom Rücken, legte sich hin, wie ihm geheisen war, lavirte mit dem Kopfe, bis er’s dafür hielt, so recht in der Strom-Linie zu sein, und rief dann dem Schließr zu:
» Nun, so laßt’s laufen, wenn’s beliebt! «
Da wendete sich langsm der schwere, messing’ne Hahn, und der Wein träuselte herab wie geschmolzenes Gold just in sein offenstehendes Maul, und er hätte sich tausend Schlünde wünchen mögen, um sich daran zu sättigen nach Herzensluft!
Karg sind sie nicht, die lobsamen Bürger von Heidelberg, —
dachte er sich in seinem Gemüthe — auch duftet der Trank wie Rosenöl und Gewürznelken; — aber, der Guckuck hol’s, er rinnt an der Gurgel vorbei, ohne sie zu fühlen, und in den Magen, ohne den peinlichen Durst zu löschen!
Habt doch die Freundschaft, und dreht den Hahn etwas, weiter auf!

Fliegende Blätter – 1849

Ruganer Märchen



Geschichte von den sieben bunten Mäusen

Herut! herut!
Du junge Brut!
Din Brüdegam schall kamen;
Se hebben di
Doch gar to früh
Din junges Leben namen.

Sitt de recht up’n Steen,
Wat he Flesch un Been,
Und wi gan mit dem Kranze:
Säven Junggesell’n
Uns führen schäl’n
Juchhe! to’m Hochtidsdanze.

Ernst Moritz Arndt

Der Harz hat die Sieben Zwerge, also hat Rügen die Sieben Mäuse.

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Werbung 1929



Die Fischerei sagt . . . .

Eßt Fisch

Dann bleibt ihr schlank, gesund und frisch.

Kladderadatsch – 1929

Ummm , , , frisch?  Nur wenn du frische Fische ißt.

Meistersinger



Zweiter Akt: Nachts, Straße in Nürnberg

Nachtwächter:

Hört, ihr Leut‘, und laßt euch sagen,
die Glock‘ hat zehn geschlagen:
Bewahrt das Feuer und auch das Licht,
damit niemand kein Schad‘ geschicht!
Lobet Gott den Herrn!  

Eine Stunde später…..

Hört, ihr Leut‘, und laßt euch sagen:
die Glock‘ hat eilfe geschlagen.
Bewahrt euch vor Gespenstern und Spuk,
daß kein böser Geist eur‘ Seel‘ beruck‘!
Lobet Gott den Herrn.

Richard Wagner – Die Meistersinger von Nürnberg

Grausam




— Da fällt der Blitz —

Sie hören’s nicht, sie sehen’s nicht,
Es flammet die Stube wie lauter Licht.
Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
Vom Strahl mit einander getroffen sind.
Vier Leben endet ein Schlag,  —
– Und morgen ist’s Feiertag.

Gustav Schwab

Johanniswürmchen



In einer warmen Sommernacht flog ein Johanniswürmchen zwischen einer Hecke von wilden Rosen umher. Voll Eitelkeit auf seine Schönheit ließ es seinen Schimmer weithin leuchten und sprach:

„Wie göttlich schön bin ich; mein Glanzswetteifert mit dem Lichte der Sterne! Ja, ich bin das schönste Geschöpf auf der Erde!"

Als das verblendete Tier so seine Vorzüge rühmte, kam eine Nachtigall, welche es von ferne erblickt hatte, herbei. erhaschte und verschlang es.

Eitelkeit verbirgt die Realität des Lebens.

Es flog vorbei . . . .



Über die Heide

Über die Heide hallet mein Schritt;
Dumpf aus der Erde wandert es mit.

Herbst ist gekommen, Frühling ist weit —
Gab es denn einmal selige Zeit?

Brauende Nebel geisten umher;
Schwarz ist das Kraut und der Himmel so leer.

Wär‘ ich hier nur nicht gegangen im Mai!
Leben und Liebe, — wie flog es vorbei!

Hans Theodor Woldsen Storm

Zu schnell die Zeit vergeht !

Schlichte Worte




Inschrift an Ernst Moritz Arndts Grab zur Erinnerung an seinen ertrunkenen Sohn — Alter Friedhof Bonn

Gute Nacht, ihr, meine Freund‘,
Alle meine Lieben,
Alle, die ihr um mich weint,
Laßt euch nicht betrüben
Diesen Absteig, den ich thu‘
In die Erde nieder —
Seht! die Sonne geht zur Ruh‘,
Kommt doch morgen wieder.

Ernst Moritz Arndt zu Schoritz

Schiffsjungenlied



( Im Danziger Volksdialekt )

Behaune Reis, Schepper Hartwich!
Meister Zielke, sin Fahrtig
Hewt enmal ene Reis gedahn
Ahne Mast on ahne Fahn,
Ahne Seil on ahne Stier,
Hewt de Diewelsohn Schepp gesehn
. . . . Hurrah! hurrah!

Immer dasselbe wiederholt, am Schlusse Sturmlaufen auf dem Schiffe.

Danzig Schiffe


Glückliche Reise, Schiffer Hartwig!
Meister Zielke, sein Fahrzeug
Hat einmal eine Reise getan,
Ohne Mast und ohne Fahn,
Ohne Segel und ohne Steuer;
Hat der Teufel solch ein Schiff gesehn?
. . . Hurrah! hurrah!

Vaterländisches Archiv für Wissenschaft — 1842

Hummel, Hummel!


 … und weiter … antwortete Hans ..

Mors … Mors …

Der Hamburger Gruß „Hummel, Hummel – Mors, Mors“ ist ein traditioneller, in Hamburg entstandener Ausspruch oder Ausruf, bei der eine Person eine zweite mit „Hummel, Hummel“ anspricht, die darauf „Mors, Mors“ erwidert. Es handelt sich dabei weniger um eine in Hamburg übliche Grußformel, sondern wird eher als Erkennungszeichen und Schlachtruf von Hamburgern verwendet.

Im Nebel


Da bist du allein.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
Der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise
Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Hermann Hesse

Sagt er . . . . .



In Berlin, sagt er,
Wohnt sich’s fein, sagt er,
Ja, da kannste, sagt er,
Selig sein, sagt er,
Schlafe fort, sagt er,
Träume süß, sagt er,
’s Paradies !

Kladderadatsch – April 1928

Können wir nach neunzig Jahre später das sagen?