Schnellsprechsätze Nr 1


Wenn mancher Mann wüßte, wer mancher Mann wär,
Gäb‘ mancher Mann manchem Mann manchmal mehr Ehr‘.
Weil mancher Mann nicht weiß, wer mancher Mann ist,
Mancher Mann manchmal manchen vergißt.

Zwischen Träumen . . .



Abend

Endet schon des Tages Leben
und sein ganzes Glück?
Töne und Gestalten schweben
in sich selbst zurück.

Zwischen Wachen, zwischen Träumen
trinkt die Seele schon,
zugeweht aus andern Räumen,
leisen Harfenton.

Breite nun, du sternenschöne,
atemstille Nacht,
deine Schleier und versöhne
wo ein Leiden wacht.

Johann Georg Fischer

Warnung kam zu spät!



Einquartierung – – –

Die Enten sprechen:
     Soldaten kommen! Soldaten kommen!
Der Enterich spricht:
     Sackerlot, sackerlot!   *
Der Haushund spricht:
     Wo? wo? wo? wo?
Die Katze spricht:
     Von Bernau, von Bernau.   **
Der Hahn auf der Mauer:
     Sie sind schon da.

* Sacrebleu! (verdammt!)

** bei Berlin

Ein Reim aus der Sammlung von Karl Simrock – 1848

Gemälde: „Aus der Franzosenzeit“ — Ernst Henseler – 1894

Duzen oder Siezen?



Was ist richtig?

  Seit dem 20. Jahrhundert gilt im deutschsprachigen Raum die Grundregel, dass in erster Linie Familienangehörige und enge Freunde geduzt werden. Fremde Erwachsene werden grundsätzlich gesiezt, Kinder und Jugendliche bis zu einem gewissen Alter geduzt.

So bleibt es bei mir.   Respektvolle Nähe.

Seit alten Tagen gibt es einen Durchgang für Freunde.

Pommernlied




Wenn in stiller Stunde
Träume mich umwehn,
Bringen frohe Kunde
Geister ungesehn,
Reden von dem Lande
Meiner Heimat mir,
Hellem Meeresstrande
Düsterm Waldrevier.

Weiße Segel fliegen
Auf der blauen See,
Weiße Möwen wiegen
Sich in blauer Höh‘,
Blaue Wälder krönen
Weißer Dünen Sand:
Pommernland, mein Sehnen
Ist dir zugewandt!

Aus der Ferne wendet
Sich zu dir mein Sinn,
Aus der Ferne sendet
Trauten Gruß er hin;
Traget, laue Winde,
Meinen Gruß und Sang,
Wehet leis und linde
Treuer Liebe Klang

Bist ja doch das eine
Auf der ganzen Welt,
Bist ja mein, ich deine,
Treu dir zugesellt;
Kannst ja doch von allen,
Die ich je gesehn,
Mir alleine gefallen,
Pommernland, so schön.

Jetzt bin ich im Wandern,
Bin bald hier, bald dort,
Doch aus allem andern
Treibt’s mich immer fort;
Bis in dir ich wieder
Finde meine Ruh,
Send ich meine Lieder
Dir, O Heimat, zu!

Adolf Pompe – 1852

Geburtstagsgruß



Hoch soll er leben,
Hoch soll er leben,
  Dreimal hoch!
Er lebe hoch, er lebe hoch!

Alt soll er werden,
Alt soll er werden,
  dreimal alt!

Gesund soll er bleiben,
Gesund soll er bleiben,
  lebenslang!

Er lebe hoch, er lebe hoch!

Und wenn persönlich, sollst du  einstecken.

Tochter #1 hat heute Geburtstag!

 

 

Heute ist der . . . . .



Samstag oder Sonnabend, wie sagst du zum 6. Wochentag?

Man hört:
____________________ in Hamburg .
____________________ in München  .
____________________ in Berlin .
____________________ in Stuttgart .
____________________ in Franfurt / Oder .
____________________ in Franfurt / Main .

Und in deine Heimatstadt ………

Lehrordnung



Allgemeine Grundsätze —

Der Lehrgang hat stufenweise und lückenlos fortzuschreiten
   vom Bekannten zum Unbekannten,
   vom Nahen zum Entfernten,
   vom Leichteren zum Schwereren,
   vom Einfachen zum Zusammengesetzten,
   vom Konkreten zum Abstrakten,
   von der Sache zum Zeichen,
   von dem Gedanken zur Form.
Die mündliche Uebung geht der schriftlichen voraus.

» Lehrordnung für die deutschen Schulen « — 1869

Lehrer Lämpel — Wilhelm Busch

Vater, ich rufe Dich !



Gebet während der Schlacht

Vater, ich rufe dich!
Brüllend umwölkt mich
Der Dampf der Geschütze,
Sprühend umzucken mich
Rasselnde Blitze.
Lenker der Schlachten,
Ich rufe dich!
Vater, du führe mich!

Vater, du führe mich!
Führ‘ mich zum Siege,
Führ‘ mich zum Tode:
Herr, ich erkenne
Deine Gebote;
Herr wie du willst,
So führe mich!
Gott, ich erkenne dich!

Gott, ich erkenne dich!
So im herbstlichen
Rauschen der Blätter,
Als im Schlachten-
donnerwetter,
Urquell der Gnade,
Erkenn‘ ich dich!
Vater, du segne mich!

Vater, du segne mich!
In deine Hand
Befehl‘ ich mein Leben;
Du kannst es nehmen,
Du hast es gegeben;
Zum Leben, zum Sterben
Segne mich!
Vater, ich preise dich!

Vater, ich preise dich!
’s ist ja kein Kampf
Für die Güter der Erde;
Das Heiligste schützen wir
Mit dem Schwerte:
Drum fallend und siegend
Preis‘ ich dich!
Gott, dir ergeb ich mich!

Gott, dir ergeb ich mich!
Wenn mich die Donner
Des Todes begrüßen,
Wenn meine Adern
Geöffnet fließen:
Dir, o mein Gott,
Dir ergeb‘ ich mich!
Vater, ich rufe dich!

Karl Theodor Körner — 1813.

Oben, die Postkarte hat Hände statt Hand.

Lied eines Armen



Ich bin so gar ein armer Mann,
  Und gehe ganz allein,
Ich möchte wohl nur einmal noch
  Recht frohen Muthes sein.

In meiner lieben Eltern Haus
  War ich ein frohes Kind,
Der bittre Kummer ist mein Theil,
  Seit sie begraben sind.

Der Reichen Gärten seh‘ ich blüh’n,
  Ich seh‘ die goldne Saat :
Mein ist der unfruchtbare Weg,
  Den Sorg‘ und Mühe trat.

Doch weil‘ ich gern mit stillem Weh
  In froher Menschen Schwarm,
Und wünsche Jedem guten Tag
  So herzlich und so warm.

O reicher Gott ! du ließest doch
  Nicht ganz mich freudenleer :
Ein süßer Trost für alle Welt
  Ergießt sich himmelher.

Noch steigt in jedem Dörflein ja
  Dein heilig Haus empor ;
Die Orgel und der Chorgesang
  Ertönet jedem Ohr.

Noch leuchtet Sonne, Mond und Stern
  So liebevoll auch mir,
Und wann die Abendglocke hallt,
  Da red‘ ich, Herr, mit dir.

Einst öffnet jedem Guten sich
  Dein hoher Freudensaal,
Dann komm‘ auch ich im Feierkleid,
  Und setze mich an’s Mahl.

Deutsches Lesebuch — 1855

Holzschnitt — Otto Pankok – 1940 – » Armer Mann «