Ein König ist der Wein !


Ein König ist der Wein!
Mit Segen reich beladen,
Ist er von Gottes Gnaden
|: Und mancher Purpur sein,
Ein König, ein König,
|: Ein König ist der Wein!

Ein König ist der Wein!
Mit seinem Rebenbande
Umschlingt er alle Lande,
|: Beherrscht sie groß und klein,
Ein König, ein König,
|: Ein König ist der Wein!

Ein König ist der Wein!
Wohnt im kristallnen Hause
Umhüllt bei’m Fürstenschmause
|: In Gold sich prangend ein,
Ein König, ein König,
|: Ein König ist der Wein!

Ein König ist der Wein!
Gibt königlichen Feste,
Für viele tausend Gäste
|: In seinem Schloß am Rhein,
Ein König, ein König,
|: Ein König ist der Wein!

Auf immer für den Wein!
Der Schmuck an seinem Throne,
Das Kleinod seiner Krone
|: Heißt Freudesonnenschein,
Auf immer, auf immer,
|: Auf immer für den Wein!

Franz von Kobell

Mit der Freude zieht der Schmerz


Mit der Freude zieht der Schmerz
Traulich durch die Zeiten,
Schwere Stürme, milde Weste,
Bange Sorgen, frohe Feste
|: Wandeln sich zur Seiten.

Und wo manche Träne fällt,
Blüht auch manche Rose!
Schon gemischt, noch eh‘ wir’s bitten,
Ist für Throne und für Hütten
|: Schmerz und Lust im Lose.

War’s nicht so im alten Jahr?
Wird’s im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken geh’n und kommen wieder,
|: Und kein Wunsch wird’s wenden.

Gebe denn, der über uns
Wägt mit rechter Wage,
Jedem Sinn für seine Freuden,
Jedem Mut für seine Leiden
|: In die neuen Tage!

Johann Peter Hebel

100 Jahr . . . is alles weg


Heile, heile Gänsje,
Es ist bald widder gut.
Es Kätzje hat e Schwänzje,
Es is bald widder gut.
Heile, heile Mäusespeck,
In hunderd Jahr is alles weg.

Martin Mundo – 1929

Heile, heile Gänschen

An die Freude



1. Freude schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten Feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum!
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt.
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
|: Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen,

2. Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja, wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer’s nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!
Was den großen Ring bewohnet,
Huldige der Sympathie.
|: Zu den Sternen leitet sie,
Wo der Unbekannte thronet.

3. Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur,
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reben,
Einen Freund, geprüft im Tod,
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott.
Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahnest du den Schöpfer, Welt?
|: Such ihn überm Sternenzelt!
Über Sternen muß er wohnen.

4. Freude heißt die starke Feder,
In der ewigen Natur,
Freude, Freude treibt die Räder
In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen
Die des Sehers Rohr nicht kennt.
Froh wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels prächtigen Plan,
|: Laufet Brüder, eure Bahn,
freudig wie ein Held zum Siegen!


5. Aus der Wahrheit Feuerspiegel
Lächelt sie den Forscher an.
Zu der Tugend steilem Hügel
Leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
Sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den Riß gesprengter Särge
Sie im Chor der Engel stehn.
Duldet mutig, Millionen!
Duldet fur die beßre Welt!
|: Droben überm Sternenzelt
Wird ein großer Gott belohnen.

6. Göttern kann man nicht vergelten,
Schön ists, ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
Mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
Unserm Todfeind sei verziehn,
Keine Träne soll ihn pressen,
Keine Reue nage ihn.
Unser Schuldbuch sei vernichtet!
Ausgesöhnt die ganze Welt!
|: Brüder – überm Sternenzelt
Richtet Gott, wie wir gerichtet.

7. Freude sprudelt in Pokalen;
In der Traube goldnem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
Die Verzweiflung Heldenmut. –
Brüder, fliegt von euren Sitzen,
Wenn der volle Römer kreist;
Laßt den Schaum zum Himmel spritzen:
Dieses Glas dem guten Geist!
Den der Sterne Wirbel loben,
Den des Seraphs Hymne preist,
|: Dieses Glas dem guten Geist
Überm Sternenzelt dort oben!

8. Festen Mut in schweren Leiden,
Hilfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen –
Brüder, gält‘ es Gut und Blut:
Dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lügenbrut!
Schließt den heilgen Zirkel dichter!
Schwört bei diesem goldnem Wein,
|: Dem Gelübde treu zu sein,
schwört es bei dem Sternenrichter!

Friedrich Schiller (1759-1805) 1785

Melodie: Ludwig van Beethoven 1770-1827 (aus IX. Sinfonie)